Medizinisch wird das Lipödem in Stadien (Stadium 1, 2 und 3) und Typen (Typ 1 – 4) unterteilt – doch das sagt weniger über den Grad der Schmerzen, als über das Fortschreiten der Krankheit anhand des Unterhautfettgewebes aus. Erfahre mehr über das Lipödem, die Lipödem-Stadien und Typen.
Was ist überhaupt Lipödem?
Das Lipödem ist eine chronisch-progrediente[1] Erkrankung, welche durch eine Fettverteilungsstörung gekennzeichnet ist und sich symmetrisch über Hüfte, Po, Beinen und Armen erstrecken kann. Die Ursache der Erkrankung ist noch weitestgehend ungeklärt. Die Erkrankung tritt nahezu ausschließlich bei Frauen auf und kann durch starke hormonelle Umschwünge, wie in der Pubertät, bei Schwangerschaft oder der Menopause ausgelöst und verstärkt werden (Herpertz 1997). Das Lipödem ist nicht heilbar, jedoch lassen sich die Symptome durch konservative Therapie, sowie ein gutes Selbstmanagement, lindern.
[1] fortschreitend
Lipödem Stadien und Typen
Medizinisch wird das Lipödem in Stadien und Typen unterteilt. Diese Unterteilung sagt allerdings nichts über den Grad des Schmerzes aus. Ein Lipödem im Stadium 1 kann genauso schmerzhaft sein, wie in Stadium 3. Der Facharzt wird nach der Sichtuntersuchung, die Untersuchung des Unterhautfettgewebes zur Einteilung des Stadium mittels Ultraschall durchführen. Somit kann das Fortschreiten der Krankheit anhand des Unterhautfettgewebes differenziert eingeteilt werden.
Die Lipödem Stadien
Lipödem Stadium 1
Die Hautoberfläche ist glatt und die Unterhaut gleichmäßig verdickt. Bereits in diesem Stadium kann man kleinste symmetrische Fettgewebsverdickungen ertasten, die schmerzhaft sein können und im Volksmund als „Orangenhaut“ bezeichnet werden. Es bilden sich sogenannte Reiterhosen. Auch die Arme können erste Anzeichen aufweisen.
Lipödem Stadium 2
Die Hautoberfläche ist uneben und überwiegend wellenartig. Knotenartige Strukturen sind in der verdickten Oberhaut zu erkennen. Zudem besteht eine gut erkennbare Disharmonie zwischen Ober – und Unterkörper. Die Proportionen passen nicht mehr zusammen. Der Druck auf die Lymphgefäße erhöht sich, wodurch es zu einer erhöhten Druckempfindlichkeit und Schwellungen kommen kann.
Lipödem Stadium 3
Die Hautoberfläche ist grobknotig und das Gewebe deutlich verhärtet. Die betroffenen Stellen, wie Arme, Hüfte und Beine zeigen Volumen- und Umfangszunahme auf. Grobe, überhängende Fettlappen, welche auch als „Wammen“ bezeichnet werden sind charakteristisch und besonders im Bereich der Knie und Ellenbogen sichtbar.
Lipo-Lymphödem
Bleibt ein Lipödem unabhängig vom Stadium über Jahre unbehandelt oder wird von einer Adipositas begleitet, kann es zu Störungen des Lymphsystems kommen. Infolgedessen wird die Lymphflüssigkeit nicht mehr komplett durch die Lymphbahnen abtransportiert. Es kommt zu Stauungen, welche z.B. Hände und Füße anschwellen lassen können. Dies nennt man auch sekundäres Lymphödem. Im Zusammenhang mit einem Lipödem bezeichnet man im Volksmund die Kombination als „Lipo-Lymphödem“.
Vergleich Lipödem und Lipo-Lymphödem
Diagnose | Symptome | Therapieoptionen |
---|---|---|
Lipödem | • Symmetrisch lokalisiert, extremitätenbetont, disproportional • Schmerzen • Hämatomneigung • Lokales Ödem • Stemmersches Zeichen negativ | • Kompression • MLD (Manuelle Lymphdrainage) • AIK (apparative intermittierende Kompressionstherapie) • Liposuktion |
Lipödem mit sekundärem Lymphödem | • Symmetrisch lokalisiert, extremitätenbetont, disproportional • Schmerzen • Hämatomneigung • Lokales Ödem • Ödem der Hände und Füße, Stemmersches Zeichen positiv • Sekundärveränderung des Lymphsystems | • MLD • Kompression • Bewegung mit Kompression • AIK • Hautpflege • Ggf. Liposuktion |
Die Lipödem Typen
Die einzelnen Typbezeichnungen beim Lipödem geben an, welche Extremitäten betroffen sind.
Typ 1: Hierbei ist Hüfte und Gesäß vom Lipödem betroffen. Oftmals als Reiterhosen bezeichnet.
Typ 2: Die betroffene Region erstreckt sich von der Hüfte über den Oberschenkel bis zum Knie.
Typ 3: Das Lipödem zeigt sich am ganzen Bein, von der Hüfte bis zum Fußknöchel.
Typ 4: Die Erkrankung erstreckt sich über Beine und Arme.
Einteilungen des Lipödems nach Lokalisation (mod. nach Herpertz 2014)
Diese Einteilung gibt an, welche Region betroffen ist.
Wie wird das Lipödem behandelt?
Die Krankheit Lipödem ist nicht heilbar, jedoch lassen sich die Symptome durch die konsequente konservative Therapie und einem ausgeglichenen Selbstmanagement lindern.
Unmittelbar nach der Diagnose kann mit der „Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie“ (KPE) begonnen werden. Diese besteht aus der Entstauungs- und Erhaltungsphase. In der Entstauungsphase werden die Beine und ggf. Arme nach der manueller Lymphdrainage mit kurzzügigen Binden gewickelt um das Ergebnis der MLD zu erhalten. Sobald die Umfänge sich nur noch minimal oder sehr langsam verringern geht es in die Erhaltungsphase über für welche flachgestrickte Kompressionsstrümpfe angefertigt werden.
Die manuelle Lymphdrainage sollte auch in dieser Phase weitergeführt werden. Unter der manuellen Lymphdrainage versteht man die Entstauung und Aktivierung des Lymphsystems durch physiotherapeutische Techniken.
Die Ernährung kann ebenfalls einen maßgeblichen Einfluss auf die Symptome haben. Krankhaftes Lipödemfett ist diätresistent und lässt sich nicht weg trainieren. Mit Erhalt der Diagnose sollte bei Normalgewicht versucht werden dieses zu halten. Bei Übergewicht wird empfohlen das nicht krankhafte Fett sanft zu reduzieren. Dies hilft bei der Entlastung der Gefäße, so dass das Lymphsystem besser arbeiten kann und der Druck und somit verbundene Schmerz im Gewebe reduziert werden
Ein weiterer wichtiger Bestandteil der konservativen Therapie ist die Hautpflege. Durch das tägliche Tragen der Kompressionsversorgung trocknet die Haut aus und wird anfälliger für Krankheiten und Entzündungen. Bei der Wahl der richtigen Pflege unterstützt das Sanitätshaus gerne und stimmt die Produkte individuell auf die Bedürfnisse und Anforderungen der Haut ab.
Um sich weitere Linderung zu verschaffen ist ein gutes Selbstmanagement unabdingbar. Hierbei gilt es seine persönliche Routinen zu entwickeln, die man selbst gut in seinen Alltag integrieren kann. Ziel ist es die Lebensqualität trotz Lipödem aktiv zu beeinflussen und somit zu steigern. Ein enger Austausch an Wissen zwischen Arzt, Therapeut und Sanitätshaus ist aus diesem Grund extrem wichtig und förderlich.
Tausch Dich aus – mit anderen Betroffenen und unseren Experten!
Schau gerne in unserer Facebook-Gruppe „Mittelpunkt Mensch – Leben mit Lip- oder Lymphödem“ vorbei. Freu Dich auf Austausch mit anderen Betroffenen und den rahm ExpertInnen.
Autorin:
Simone Schäfer | rahm Botschafterin „Lymph“
Diagnose: Lipödem mit sekundärem Lymphödem im Stadium 2
[1] fortschreitend
[2] Stemmersche Zeichen, auch Stemmer Zeichen, ist ein einfaches diagnostisches Mittel zur Erkennung von Lymphödemen, welches in den 70er Jahren von dem Phlebologen Robert Stemmer beschrieben wurde. Dabei wird die Haut auf dem zweiten Zeh gegriffen. Lässt sich keine Hautfalte anheben, spricht man von einem positiven Stemmerschen Zeichen, was auf ein Lymphödem hinweisen kann. Eine eindeutige Diagnostik ist mit dieser Methode nicht gegeben.