Keine Angst vor dem ersten Gang ins Sanitätshaus

Mit Erhalt der Diagnose hat man nicht nur plötzlich einen gut gefüllten Terminplan, sondern wird auch mit Bereichen konfrontiert, mit denen man vorher keine Berührungspunkte hatte. Ein Punkt hierbei war bei mir das Sanitätshaus. Da stand ich nun mit einem Rezept für meine erste Kompression in der Hand, Ende 30, Diagnose Lipödem mit sekundären Lymphödem und musste mich erst mal neu sortieren. Die letzten Wochen waren emotional aufwühlend. All die Jahren versteckt man seine Beine oder versucht sie irgendwie ins rechte Licht zu rücken. Dann kommen von jetzt auf gleich mehrere fremde Personen, die sich ausschließlich für diese Beine interessieren und sich auch noch alles im Detail ansehen.

Such Dir am besten schon während der Entstauungsphase ein Sanitätshaus aus und lass Dir von diesem einen Rezeptvorschlag erstellen, den Du beim Arzt vorlegen kannst.

Sobald man die erste Phase der Entstauung durch Lymphdrainage und Bandagierung erfolgreich abgeschlossen hat oder noch ein bis zwei Termine ausstehen, erhält man seitens des Arztes das Rezept zur Kompressionsversorgung. Im besten Fall hast du schon während der Entstauung ein Sanitätshaus aufgesucht und dich umfassend beraten lassen, denn es gibt verschiedene Möglichkeiten der Versorgung. Dein Arzt kann das Rezept entsprechend des Vorschlags des Sanitätshauses ausstellen.

Ich hatte Glück und habe meine jetzige Sanifee bereits vorab im Rahmen eines Symposiums kennengelernt. So war mir die Person, der ich meine Beine präsentieren würde, nicht ganz fremd. Das hat mir geholfen, sehr schnell Vertrauen in sie zu setzen. Vertrauen ist nämlich ein sehr wichtiger Aspekt. Im Sanitätshaus sitzen die Experten, die uns Lipödem-/Lymphödembetroffene vollumfänglich und individuell auf unsere Bedürfnisse abgestimmt beraten können und uns genau da abholen, wo wir gerade in der Therapie stehen. Außerdem hat man selber Gelegenheit, sich einen ersten Eindruck zu verschaffen. Ich kam vorher gar nicht mit der Thematik in Berührung, so dass wirklich alles Neuland war. Dementsprechend nervös und aufgeregt war ich beim ersten Gang ins Sanitätshaus.

Soviele Fragen für die erste Kompression

Die Krankenkasse muss vorab die Flachstrickkompression als medizinisches Hilfsmittel genehmigen. Darum kümmert sich das Sanitätshaus, nachdem das Rezept abgegeben und auf Vollständigkeit überprüft wurde. Selbstverständlich behält das Sanitätshaus auch direkt die Fristen im Auge und teilt Dir umgehend mit, sollte der Kostenvoranschlag abgelehnt oder genehmigt werden.

Das Rezept für die erste Kompression

Nachdem ich nun mein Rezept abgegeben hatte, wurde es umgehend auf Richtigkeit und Vollständigkeit überprüft. Die Krankenkasse muss schließlich wissen, welches medizinische Hilfsmittel benötigt wird, in welcher Form und für welches Krankheitsbild. Dafür werden häufig Abkürzungen verwendet, wie AT oder AG, KKL und nicht zu vergessen der ICD Code. Für die ganzen Zusätze, die es in der Kompressionstherapie gibt, haben die meisten Ärzte Zusatzblätter, bei denen angekreuzt werden kann, was benötigt wird. Ganz wichtig allerdings ist, dass auf dem Rezept die flachgestrickte Kompression nach Maß verordnet wurde.

Für den Kostenvoranschlag, der mit dem Rezept an die Krankenkasse übermittelt wird ist es wichtig, dass bereits festgelegt wurde, welcher Hersteller die Kompression strickt (in meinem Fall war es Juzo), ob es sich um eine Strumpfhose, Leggins oder zweiteilige Kombination handelt und welche Zusätze notwendig sind. Meistens hat man alles zusammen mit dem Rezeptvorschlag besprochen. Das Sanitätshaus legt besonders viel Wert auf eine individuelle und deinen Bedürfnissen angepasste Beratung. Dadurch erhält jeder seine optimale Versorgung. Du kannst dir sicher sein von deinem Sanitätshaus die für dich und deine Bedürfnisse optimale Versorgung zu erhalten.

Das Rezept wird umgehend auf elektronischem Wege an die Krankenkasse übermittelt. So können beide Seiten nachweisen, wann das Rezept eingereicht und ob die Fristen gewahrt wurden. Zwischen Rezeptabgabe und Genehmigung kann also etwas Zeit vergehen, so dass, solltest du bereits einmal vermessen worden sein, ein erneutes Messen notwendig ist. Gerade in der Anfangszeit können sich durch die MLD innerhalb kürzester Zeit deine Umfänge ändern.

Bis zum Vermessen kannst Du Dir auch noch überlegen, welche Farbe Deine neue Kompression haben soll. Verlass Dich da ganz auf Dein Bauchgefühl.

Mein Quickcheck – kurz und knapp zum ersten Gang ins Sanitätshaus

  • Suche Dir bereits während der Entstauungsphase in Ruhe ein Sanitätshaus aus und vereinbare einen Termin. In diesem besprichst Du mit deiner Sanifee, welche Kompression am besten zu Dir passt.
  • Das Sanitätshaus kann Dir daraufhin einen individuellen auf Deine Bedürfnisse abgestimmten Rezeptvorschlag erstellen, den Du deinem Arzt vorlegen kannst.
  • Alles braucht seine Zeit. Die flachgestrickte Kompression ist eine Maßanfertigung und keine lagernde Ware.
Simone Schäfer Autorin Lymph

Autorin:
Simone Schäfer | rahm Botschafterin „Lymph“
Diagnose: Lipödem mit sekundärem Lymphödem im Stadium 2